Die inneren Antriebskräfte der Globalisierung[1]
Lange merkten wir es nicht. Das lag z.T. daran,
dass wir scheinbar im Wohlstand lebten - allerdings auf Kosten der
künftigen Generationen! - und wir vor allem mit uns selbst
beschäftigt waren. Von “Rechten”, “Selbstverwirklichung”, “Freiheiten”
etc. war die Rede, Triumph des “Individualismus” gegenüber dem bösen
“Kollektivismus” sowjetkommunistischer Prägung. Die Medien betrieben permante,
totale Desinformation und verkündeten im Dienste des grossen Geldes das
materialistische Paradies auf Erden. In dieselbe Kerbe hieben Buchautoren wie
Fukuyama (“Das Ende der Geschichte”) und Brzezinski (“Amerika, die einzige
Weltmacht”).
Die USA gelten als das “Gelobte Land” - God’s own Country - das Land der
Freiheit, der Superlative, des Fortschritts und des ewig steigenden Wohlstands.
Sogar ihre Philosophie ist davon durchdrungen: Je mehr einer hat, desto
grösser seine Freiheit. Sinnbild dieser Freiheit ist die Freiheitsstatue -
heute, als wär’s ein Menetekel, ist sie vom Zahn der Zeit zernagt,
verrostet und eine wahre Ruine, deren Zustand man aus der Ferne noch nicht
erkennt.
Ist es nicht unheimlich, dass ausgerechnet die
Europäer, und vorab wir, die
Deutschen, dies bisher für bare Münze nahmen? Wir, das Land der
jahrtausendealten Kultur, in der das Denken, die Ordnung, die Disziplin, das
Streben, Treu und Glauben geradezu die Kennzeichen
unseres Volkes waren und immer noch sind. Wir, die wir den totalen
Vernichtungskrieg zweimal innerhalb eines Jahrhunderts erlebten, die
Zerstörung und Zerstückelung unseres Landes, unserer Städte und
Kulturdenkmäler, die Ermordung und Vertreibung von Millionen - survival of the fittest), sondern eine
Evolution des Krieges. Die Liberalisierung und Globalisierung ist eine neue Art
des Krieges”. Er fügte hinzu, dass die Verluste, die Russland seit 1991 -
d.h. innerhalb eines Jahrzehntes - erlitten habe, zehnmal grösser gewesen
seien als während des ganzen Zweiten Weltkriegs und es 50 Jahre dauern
werde, um diese Verluste auszugleichen. Er meinte damit, wie aus seinen
Zahlenangaben zu erkennen war, nicht nur materielle und wirtschaftliche
Verluste, sondern auch Menschenverluste, denn der schleichende Genozid am
russischen Volk nimmt geradezu erschütternde Dimensionen an.
In meinem Buch “Wir werden schamlos
irregeführt” (das erfreulicherweise trotz Schweigespirale inzwischen die
dritte, aktualisierte Auflage erlebt und im Frühling 2005 auch in
russischer Sprache vorliegen wird) habe ich darüber berichtet, und ich
habe auch das Urteil eines Schweizer Ökonomen und Wirtschaftsberaters,
Prof. Frederich Malik, über die US-Wirtschaft zitiert. Malik sagte klipp
und klar, dass das angebliche US-Wirtschaftswunder ausschliesslich auf
gefälschten Statistiken und Zahlen beruht.
Das Fazit lautet: Die USA sind bankrott! Ich
möchte hier nicht weiter auf dieses Thema eingehen; die Daten sind
allgemein zugänglich. Meiner Meinung nach ist die innere Krise der
Vereinigten Staaten letzten Endes bloss ein Symptom der eigentlichen Krankheit.
Diese besteht darin, dass die Welt chaotisch geworden ist. Solche eine
Feststellung zieht drei Fragen nach sich:
Was
verstehen wir unter Chaos?
Was
sind die wahren Ursachen dafür, dass wir in diesen katastrophalen
Zustand geraten sind?
Wie
ist es möglich, diesen unerwünschten, weil tödlichen
Zustand zu überwinden? Wir müssen also die Frage nach dem Ziel
und Zweck des Staates neu stellen.
Die erste Frage impliziert natürlich, dass
wir eine konkrete Vorstellung davon haben, welcher Zustand offenbar das
positive Andere ist, das wir verloren zu haben scheinen. Sonst wäre ja die
Behauptung, dass wir das Chaos haben, eine leere Phrase. Was ist das Andere? -
Es ist die Ordnung. Man könnte einwenden, dass es auch andere
“Alternativen” zum Chaos gebe: Die “Freiheit”, das “Glück”, die
“Gerechtigkeit”, den “Wohlstand” etc. Das sind aber keine Gegensatzbegriffe zum
Chaos. In unserem Denken herrscht eine einzige Logik, die, auf den
kürzesten Nenner gebracht, lautet: Wahr - falsch, gut - böse, ja -
nein, tertium non datur (ein Drittes
gibt es nicht). Wir haben es daher nur mit diesen beiden, sich ewig
unversöhnlich gegenüberstehenden Begriffen zu tun: Ordnung und Chaos.
Ordnung und Ordner, Gesetzgeber, Herr über
das ganze kosmische und irdische Walten waren und sind synonyme Vorstellungen.
Im Indogermanischen ist “guott” der Begriff für die erwähnten
Vorstellungen: Das Feststehende, das Gewisse, das Sichere - und es ist auch
unsere heutigen Begriffe “Gott” und “gut”.
Der Mensch fühlte sich in dieser
gottgegebenen Ordnung geborgen, sicher. Er richtete sein religiöses und
kultisches, aber auch sein alltägliches, irdisches Tun und Handeln im
Zeichen dieser göttlichen Ordnung, d.h. in Einklang mit den Geboten Gottes,
aus. Das änderte sich für uns heutige, westliche Menschen erst mit
der Aufklärung und der Französischen Revolution, deren drei zentrale
Dogmen wie folgt lauteten (und lauten):
Gegen
Thron und Altar!
Der
Mensch ist das Mass aller Dinge!
Freiheit,
Gleichheit, Brüderlichkeit - oder Tod!
In einem Wort zusammengefasst: Gott ist tot!
So wie es die oben erwähnten zahlreichen
Gegensatzpaare gibt - gut/böse, wahr/falsch, Ordnung/Chaos -, gibt es auch
Begriffe, die paarweise vorkommen: Vater und Mutter, Eltern und Kinder, Gott
und Mensch. Wenn aber Gott tot ist, dann haben wir auch mit der Ermordung
Gottes den Menschen abgeschafft! Das Gerede von den Menschenrechten ist ohne
Gottesrechte nur Strohdrescherei. (Inzwischen wissen wir ja auch nur zu gut,
dass die amerikanische Forderung nach “Einhaltung der Menschenrechte” ein
blosses Kriegsmittel ist, um andere Nationen unter Druck zu setzen und
schliesslich unter diesem Vorwand mit dem totalen Krieg zu überziehen.)
Wo wir heute meinen, eine “Ordnung” vorzufinden
- WTO, GATT, GATS etc. -, haben wir es mit einem Trugbild zu tun. Wirkliche
Ordnungsgesetze findet man, sie
fallen sozusagen vom Himmel, man kann sie nicht fiat money - “es werde Geld”, wobei das
Geld, den biblischen Schöpfungsbegriff nachäffend, ebenfalls aus dem
Nichts geschaffen wird.
Dieses von den Banken “geschaffene” Geld und
sein dank dem Wucher (Zins) immerwährendes Wachstum ist einerseits die
unmittelbare Folge des Abfalls von Gott, andererseits die innerste
Antriebskraft der Globalisierung, eines menschengemachten Übels.
Was steht dem entgegen? Auch hier ist die
Antwort klar: Die Nation, die sich im Nationalstaat konkretisiert. Darum ist im
heutigen Chaos der Nationalstaat ganz offensichtlich dasjenige, was die
Globalisierer überwinden wollen, weil er ihnen im Wege steht. Bedeutende
Philosophen wie Herder und Fichte, aber auch die Kirche in zahlreichen
Enzykliken sprachen von den Nationen als “Gedanken Gottes”. Der Nationalstaat
scheint uns das einzige Feste, Sichere zu sein, falls er bestimmte Bedingungen
erfüllt. Selbstverständlich rede ich hier nicht einem
überspitzten Chauvinismus das Wort, der nur die eigene Nation sieht und
alle anderen verachtet, sondern meine jene unverzichtbaren Bausteine einer
Ordnung, welche die Souveränität eben dieser Bausteine achtet.
Wir, die Nachfahren des indogermanischen
Urvolks im nördlichen Europa, werden mit der Ordnung gewissermassen
identifiziert. Zu den hervorstechendsten Eigenschaften unseres Volkes
zählt sein Ordnungssinn, seine innere Ruhe und Sicherheit, die aus einer
solchen - ewigen - Ordnung kommt, was denn auch Zielstrebigkeit, Mut, Energie
zur Folge hatte. Deswegen wurden Deutsche immer geholt, wenn es aufzubauen
galt, doch wurden sie auch zur natürlichen Zielscheibe des gegenteiligen
Prinzips, des Chaos; wie unversöhnlich die Feindschaft zwischen den beiden
Prinzipien ist, haben wir oft genug zu spüren bekommen.
Johann Wolfgang von Goethes Vision von der
kommenden Zeit hat im Faust II ihren literarischen, vor allem aber
philosophischen Ausdruck gefunden: Rastlosigkeit des Schaffens, dem das alte
Ehepaar mit seiner Hütte im Wege ist, gerichtet gegen eine feindliche
Natur (wer dächte da nicht an die holländischen Deiche, die bei einem
auch nur geringen Anstieg der Wasserlinie das Land nicht zu halten erlauben).
Es ist vor allem eine verzifferte, technisierte Welt.
Goethe kannte auch schon die wunderbare
Geldvermehrung mit dem von John Law erfundenen Zettel-Geld, und er hat sie in
der Karnevalsszene dechiffriert, indem er damit die Verrücktheit dieses
Treibens anprangerte.[3]
Dementsprechend sieht es auf der Welt aus - nach dem Untergang des letzten
Christen[4]
und des letzten Christenfreundes beherrscht die öde Flachheit des
Positivismus die ganze Erde. Technik, Industrie, Handel und Kolonisation sind
die bestimmenden Mächte geworden. Faust ist jetzt wirklich Plutus, dessen
Rolle er auf jenem Maskenfest prophetisch gespielt hatte. Es ist die Zeit der
Diktatur der Plutokratie. Die Arbeiterfrage ist für den Weltherrn Faust
kein Problem; dem Mephisto gebietet er:
Arbeiter schaffe Menge
auf Menge!
Ermuntere durch Genuss
und Strenge!
Bezahle, locke, presse
bei!
Die Wunder sind jedoch nur vorübergehend
oder überhaupt Täuschungen. Der Tanz ums goldene Kalb war noch nicht
in der heutigen, extremen Weise erkennbar, wiewohl eine der wesentlichsten
Voraussetzungen für das “fiat money”, eine blasphemische Nachäffung
des Schöpfergottes, dem allein das Recht der creatio ex nihilo zukommt.
Die innere Dynamik dafür kommt, wie
erwähnt, aus dem Zins-System. Dieses bedeutet ewiges Wachstum. Doch die
Bäume wachsen nicht in den Himmel. Unsere Welt ist ein ewiger Kreislauf.
Somit ist dies der nächste, schwerwiegende Verstoss gegen die
natürliche (=göttliche) Ordnung.
Der Zins wird in allen Religionen als
Todsünde gebrandmarkt, bei den Juden beispielsweise in den Büchern
Moses an mehreren Stellen, in der Kirchengeschichte in zahlreichen Enzykliken
der Päpste, zuletzt in Vix pervenit
von Papst Benedikt XIV. aus dem Jahre 1745. Martin Luther sagte 1519:“Solche
Wucherzinsen sind gestohlen Deinem Nächsten und wider Gottes Gebot.”
Was sind die weltlichen Mittel, dieses
chaotische System zu überwinden?
Eine
Geldreform;
Ein
Mediengesetz.
Zunächst zum ersten Punkt. Eine Geldreform
könnte etwa wie folgt aussehen:
a)
Abbau
der Verschuldung durch Umwandlung in Eigenkapital, wo immer wirtschaftlich
sinnvoll; Löschung staatlicher Schulden durch Privatisierung des
Währungsgoldes, wenn die USA jene europäischen Goldreserven, die im
Kalten Krieg aus Sicherheitsgründen ausgelagert wurden, zurückgeben;
Stilllegung von Länder- und Gemeindeschulden. Umwandlung von
Auslandschulden in “souveräne” (d.h. inländische) Schulden zu jenem
Kurs, der zur Zeit des Vertragsabschlusses gültig war. Umwandlung von
Bankkrediten, Unternehmens- und privaten Schulden mit längerer als
sechsmonatiger Laufzeit entweder in Schulden mit fünfzigjähriger
Laufzeit zu 1% Zins oder in Grund-/Eigenkapital nach Wahl des Schuldners,
ausser ursprünglich mittels Kredit finanziertem Unternehmenskapital (d.h.
Firmenanteilen). Für Schulden des Auslands bei der eigenen Volkswirtschaft
gilt eine internationale Lösung, die u.a. verhindert, dass diese
Verpflichtungen in den Euro geschleust werden.
b)
Abschaffung
indirekter Steuern zugunsten direkter, aus wirtschaftlicher Tätigkeit
anfallender, einschliesslich Mehrwertsteuer und Gemeinde-Grundsteuern.
c)
Keine
Steuerbegünstigungen für Schuldenmachen.
d)
Grund
und Boden sind Lehen im Besitz der Berechtigten.
e)
Verhinderung
exzessiver Vergemeinschaftung wegen exzessiver Akkumulierung von Kapital (mit
der Folge Übernahmezwang des Managements, um Unternehmens- und
persönliche Steuern zu vermeiden) und wegen Grössenwahns der Manager,
indem gesetzlich der Netto-Gewinn als obligatorische Dividende vorgeschrieben
wird. Damit fällt der durch den Kapitalüberhang geförderte Zwang
zur Übernahme anderer Unternehmen zu unwirtschaftlichen Preisen und damit
die Förderung des Grössenwahns (Beispiel: Deutsche Telekom unter Aron
Sommer) weg. Die Aktionäre können bzw. müssen dann wieder
über die Weiterverwendung für eigenen Bedarf, zur Anlage im eigenen,
anderen oder neuen Unternehmen entscheiden.
f)
Schaffung
einer nationalen oder regionalen (z.B. innerhalb der EU) Grundrente für
jeden niedergelassenen (inländischen) Einwohner unter 21 Jahren oder
Nicht(mehr)beschäftigten in Form eines zinsfreien Kreditgeldes in der
Höhe von 80% der Lebenshaltungskosten gemäss einem regionalen
(offiziellen) Warenkorb, anstelle von
Arbeitslosengeld ode jeglicher anderer staatlicher Transferleistungen.
g)
Geld
wird aus den Steuereinnahmen von der Währungsbehörde der “Res
Publica” als zinsfreier Kredit “geschaffen” und damit wieder bzw.
zusätzlich in Umlauf gebracht. Die Einheit ist das “Talent” oder der “Om”,
genannt nach dem aus Asien stammenden Synonym für die ursprüngliche
schöpferische Einheit. Sie entspricht dem hundertsten (oder tausendsten)
Teil des nationalen oder regionalen, monatlichen Lebenskosten-Indexes.
h)
Öffentliche
Ausgaben werden aus dem im Wirtschaftsablauf anfallenden Mehrwert und
Gemeindeabgaben sowie von der staatlichen Währungsbehörde als
unbelastetes Kreditgeld (zinsfrei) “geschaffen” und damit wieder und
zusätzlich in Umlauf gebracht.
i)
Der UN
wird als Weltwährungsstandard das “Talent” oder der “Om”, das in den
verschiedenen Währungsgebieten seinen angestammten Namen behalten kann,
zur Annahme vorgelegt. Wo für ihren Aussenwert erforderlich, kann eine
Währung zeitweise durch Verbindlichkeiten zu ihren jeweiligen Marktpreisen
(teil)gedeckt sein, wie z.B. mit Öl (etwa für Arabien, Venezuela),
Gas (Russland), Silber (Indien), Gummi (Malaysia), Gold, Platin (Russland, Brasilien,
Südafrika, Drittweltstaaten), Kupfer (Chile).
Damit erhalten die Währungen jener
Regionen und Staaten, die dem Weltwährungsstandard beitreten und ihn
erfüllen, einen gemeinsamen Nenner, der vergleichbar, aber nicht gleich im
Wert ist. Hierdurch wird ermöglicht, (Handels)Überschüsse zu
neutralisieren, statt ihren Geldumlauf durch die politisch seit 1945 erzwungene
Dollaräufnung als “Währungsreserven” zu inflationieren. Schulden in
anderer als der Währung des Schuldners können fortan keinen gesetzlichen
Schutz beanspruchen, weil sie nicht der ihnen zugrundeliegenden und
verpflichteten Realwirtschaft entsprechen.
Ein neues Medien-Gesetz: Wozu?[5]
Man bezeichnet die Medien oft als vierte
Gewalt, in Anlehnung an die drei Gewalten des Staates: Legislative, Exekutive
und Jurisdiktion. Dies ist, wie inzwischen allgemein bekannt sein dürfte,
eine Untertreibung, sind sich doch de
facto die erste Gewalt, von der die anderen längst abhängig
geworden sind. Sie sind obendrein eine Gewalt, die anders als die konstitutionellen
Gewalten keiner verfassungsrechtlich geregelten Kontrolle und Balance (durch
Gewaltenteilung) unterliegen.
In den sogenannten “westlichen Demokratien”
sind die Medien meist fest in der Hand einer kleinen, finanzkräftigen
anonymen Gruppe, die sich jeglicher öffentlicher Kontrolle oder gar
Verantwortung längst entzogen hat. Dass Bürger, die nicht ahnen, was
hinter den Kulissen vor sich geht, diese Tatsache nicht begreifen, hängt
u.a. damit zusammen, dass die Medien immer viel Lärm machen, wenn legitime Interessen des Staates hier
eingreifen wollen oder auch nur “Gegendarstellungen” verlangen.
Auch in Russland unterliegen die Medien
weitestgehend nicht der Kontrolle der Regierung, sondern werden von dubiosen
Oligarchen beherrscht, die ihren Einfluss ihrem betrügerisch
angehäuften Reichtum verdanken (Gusinski, Beresowski etc.).
Dem hier vorgeschlagenen Mediengesetz liegen
drei grundsätzliche Annahmen zugrunde:
1)
Dass
die Medien heute keine ausgewogene Information betreiben, sondern parteiisch
sind, weltweit von einer kleinen Personengruppe kontrolliert werden und
unerwünschte Meinungen totschweigen. Der vielgelästerte Index der
katholischen Kirche war im Vergleich zur heutigen Manipulation und dem
Ausgrenzen missliebiger Ansichten geradezu eine Kinderei.
2)
Dass
die Regierungen meist nicht in der Lage sind, über die Medien ihre Politik
“gerecht” und in ihrem Sinne darzustellen, wozu sie aber die Möglichkeit
haben sollten, wenn man davon ausgeht, dass sie tatsächlich das “bonum
commune” im Auge haben.
3)
Dass
es legitime gesellschaftliche Gruppen gibt - kirchliche Vereinigungen,
Familienorganisationen, Bauernverbände, Gewerbetreibende etc. -, deren
Anliegen von den Medien wohl zur Sprache gebracht werden mögen, denen es
jedoch konsequent verwehrt wird, ihre eigene Sicht der Dinge der
Öffentlichkeit bekanntzugeben.
Wirkliche Meinungsfreiheit und damit Vielfalt
muss gesetzlich geschützt und wirksam gefördert werden. Bei
vernünftiger Beurteilung dieser vielen Meinungen (auch irrtümlicher)
würde sich dann eine richtigere und gewiss auch breiter akzeptierte Sicht
der Dinge von alleine einstellen. Unser Vorschlag lautet deshalb dahingehend,
dass eine allgemeine, freie Information zur Aufgabe aller öffentlichen
Medien gemacht werden muss, unbeschadet von den Eigentumsverhältnissen,
und dass die Träger der Informationsverbreitung den genannten
interessierten und legitimierten Gruppen einschliesslich der Regierung in
angemessenem Umfang Raum zur Darstellung ihrer Sicht der Dinge geben
müssen. Widrigenfalls sollten die Haupteinnahmequellen der Medien, also
die Werbung, so massiv (strafweise) besteuert werden, dass diese es für
klüger erachten werden, der allgemeinen gesetzlichen Informationspflicht
doch nachzukommen.
Das von uns angestrebte Gesetz könnte etwa
folgenden Wortlaut haben:
1)
Presse,
Radio und Fernsehen sowie sämtliche anderen organisierten Medien sind
verpflichtet, zu jeglichem Thema, das von diesen Medien aufgegriffen wird, der
Regierung und staatlichen Organen Raum bzw. Zeit im Umfang von x Prozent, und
jeder anderen registrierten politischen, kulturellen oder
Familien-Organisation, welche diese Themen zu kommentieren wünscht, Raum
bzw. Zeit im Umfang von mindestens y, aber nicht mehr als z, oder im
Gesamtausmass von 33% pro Jahr frei und unentgeltlich zur Verfügung zu
stellen.
2)
Die
Nichteinhaltung dieser Verpflichtungen wird mit Geldstrafen in Form einer
75%-igen Steuer auf alle Werbeeinkünfte für eine gewisse Periode
sanktioniert, die abhängig von der Schwere des Verstosses gegen diese
Bürgerrechte festzulegen ist, aber in keinem Fall unter drei Monaten
liegt.
Der Staat ist - wie übrigens auch die
Demokratie - kein Selbstzweck und auch kein Ziel, sondern lediglich ein Mittel.
Über die Ziele des Staates gibt J.J. Kindt-Kiefer[6]
sehr gut Auskunft, aber auch Hegel mit seinem “sittlichen Staat” oder Fichte in
seiner Philosophie, zu welcher der “Geschlossne Handelsstaat” einen Anhang
bildete. Ein Staat wird aus einer Vielheit konstitutionierenden Prinzipien -
den “obersten Werten” - gebildet, ausserhalb derer weder ein Verstehen des
Staates noch seine Existenz überhaupt möglich ist:
1)
Das
Prinzip, auf das der Staat in erster Linie hinzielt, ist der Friede, und zwar sowohl der innere
Friede als auch jener zwischen den Staaten.
2)
Wo
Krieg wütet, herrscht das Chaos, die Vernichtung der Ordnung, die aber dem obersten Prinzip, dem Frieden, seine
nähere Bestimmung gibt. Sie ist das Grenzsystem, das die Aktivitäten
einzelner wie auch von Gruppen limitiert und reguliert.
3)
Wo
Krieg und Chaos herrschen, also Leidenschaften und Triebe sich ungehemmt
austoben, herrscht Illusion. Das Prinzip, das dieser entgegentritt, ist die Legitimität der Machtwirklichkeit.
4)
Wo
Krieg zwischen Einzelnen, Gruppen und Mächten geführt wird, die
Ordnung vernichtet wird, stellt sich als Folge die Armut ein. Mit dem Frieden
wird daher die materielle Ordnung des Staatsganzen und damit die Wohlfahrt beabsichtigt. Diese ist nicht
von der Einzelexistenz des Bürgers losgelöst, weil eine Wohlfahrt,
bei welcher der Einzelne auf Dauer grosser Not ausgesetzt ist, eine Fiktion
wäre. Allgemeinwohl und einzelnes Wohl stehen in einem dialektischen
Verhältnis zueinander, und ohne dass sie identisch wären, hat das
eine Sinn und Möglichkeit nur durch das andere.[7]
Dies erinnert an weitgehend damit identische
Grundsätze der Staatsphilosophie des Clemens Wenzel Fürst Metternich,
die er in seinem politischen Testament dargelegt hat:
“Eine Erwägung,
welche man gewöhnlich ausser Acht lässt und die in ihren Folgen
dennoch zu den gewichtigsten gehört, ist die des Unterschiedes, welcher sich
praktisch in Staaten wie im Leben der Individuen zwischen dem Vorschreiten der
Dinge in gemessenem Gange und in Sprüngen ergibt. In ersteren entwickeln
sich die Bedingungen in einer logischen, naturgerechten Konsequenz,
während letztere den Zusammenhang unter diesen Bedingungen zerreissen.
Alles in der Natur verfolgt den Weg der Entwicklung, des Auseinanderreihens der
Sache; bei solchem Gange allein ist das Ausscheiden der schlechten Stoffe und
die Ausbildung der guten denkbar. Sprungweise Übergänge bedingen
stets neue Schöpfungen, und schaffen können die Menschen - Nichts.
Man kann das Wesen des Staates nicht von seiner
Materialität - d.h. der Wirtschaft - her erschliessen. Es macht jedoch
ganz den Anschein, als ob heute die Politik nur noch aus dem Ökonomischen
bestünde. Dies gilt jedenfalls für den von den USA geprägten
Globalismus. Indem heute die Ökonomie den Vorrang vor der Politik
geniesst, kann der Staat seine wesensmässige Bestimmung nicht mehr
erfüllen, weil eine Umkehrung der Hierarchie der Werte erfolgt ist. Die
richtige Ordnung und Rangfolge sieht so aus:
Kultur
als Kultus, Gottesverehrung.
Politik
als Bonum Commune (Gemeinwohl).
Wirtschaft
als Autarkie.
Die heutigen Zustände stellen die
natürliche bzw. göttliche Ordnung auf den Kopf; die Hierarchie bietet
sich nun wie folgt dar:
Wirtschaft
= Multinationale Konzerne.
“Politik”
= Korruption.
“Kultur”
= Panem et Circenses (Brot und Spiele).
Selbst der französische Premier Georges
Clémenceau, ein jakobinischer Republikaner der Linken, drückte dies
alles schon lange vor den heute erkennbaren Verhältnissen so aus: Amerika
sei der direkte Weg von der Barbarei in die Dekadenz ohne Umweg über die
Kultur.
Wenn ein Staat gewisse Kriterien erfüllen
muss, um als solcher zu gelten, so
können wir in bezug auf die USA ruhigen Gewissens feststellen, dass dieser
Superstaat, diese Supermacht, diese Kriterien allesamt nicht erfüllt. Die Vereinigten Staaten sind die Antithese zum
Nationalstaat; sie stehen für die Globalisierung und sind damit ein Reich des Todes.
[1]
Der vorliegende Text ist die
gekürzte Version eines Vortrags, den Gerhoch Reisegger anlässlich des
Kongresses “Die Christliche Welt im 3. Jahrtausend” am 1. Oktober 2004 in St.
Petersburg gehalten hat. Organisiert wurde dieser Veranstaltung von der St.
Petersburger Versammlung Christlicher Gemeinschaften Europäischer Staaten,
auf Einladung seiner Exzellenz Vadim A. Tulpanov, Vorsitzender der St.
Petersburger Gesetzgebenden Versammlung.
[2] Zitiert nach Franz Wolff, Ostgermanen, Grabert Verlag, S. 122.
[3]
Siehe meinen Artikel “Faust in der
amerikanischen Kaiserpfalz” in den Staatsbriefen.
[4]
Dem alten Ehepaar, das noch in
seiner Hütte lebt und den neuen, technisierten Fabriken (sowie Fausts
Vision) im Wege ist, wird die Hütte “abgefackelt”, und es selbst wird
ermordet.
[5]
In Zusammenarbeit mit Sixtus Graf
von Plettenberg.
[6]
Über die Fundamentalstruktur des Staates,
Verlag Paul Haupt, Bern 1941.
[7], Grundlinien der Philosophie des Rechts,Absatz 130.
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