„Endlich haben wir
wirklich einen totalen Weltkrieg!“
Comandante Marcos
Das Verständnis des
Charakters jenes Kampfes, der sich heute weltweit abspielt, ist von
fundamentaler Bedeutung. Handelt es sich tatsächlich um einen „Kampf gegen
den Terrorismus“, oder vielmehr um eine Fortsetzung des Kalten Krieges? Wo
liegt die Grenze zwischen dem Dritten und dem Vierten Weltkrieg, wenn letzterer
erst einmal richtig begonnen hat?
Die Bezeichnung des neuen Krieges
sowie seine korrekte Charakterisierung sind ebenso wichtig, weil allein schon
die Erkenntnis, dass der Vierter Weltkrieg bereits begonnen hat, in Theorie und
Praxis zu revolutionären Schlussfolgerungen führt.
Der Zerfall der UdSSR, die
Auflösung des Warschauer Paktes sowie des Rats für gegenseitige
Wirtschaftshilfe (RGW), die Neuaufteilung der Einflusssphären in Europa
durch die Zerstückelung Russlands, Jugoslawiens und der Tschechoslowakei,
die militärische und politische Aggression der Nato sowie die Offensiven
auf dem Feld der Informations- und Finanzpolitik, die zur Übernahme von
Märkten, zum Verfall einheimischer Wirtschaften sowie zu drastischem
Bevölkerungsrückgang geführt haben – all dies zeugt davon, dass
der liberale, kapitalistische Westen im Kalten Krieg den Sieg über die
sozialistische Gemeinschaft mitsamt ihrem Militarbündnis davongetragen
hat. Dass die Regierungsoberhäupter sowie die Chefs der demoralisierten
Armeen der Besiegten keine offizielle Kapitulationsurkunde unterschrieben
haben, bestätigt nur die für uns demütigende Lage.
Gewiss, da gibt es das
mächtige Rotchina, das im Ostteil Eurasiens eine vom Westen
unabhängige Poltik betreibt; es gibt auch Nationalkommunisten, die sich
einbilden, Krieger in einem neuen Stalingrad zu sein; ferner gibt es allerlei
Spielarten von Antiglobalisten, die in New York und London mit Parolen und
Steinen in den Strassen demonstrieren; schliesslich gibt es Hacker und
Internet-Partisanen, welche die Website
des Pentagon stören. Aber diese Erscheinungen sind auf einer anderen Ebene
anzusiedeln. Sie lassen sich nicht mit der globalen Konfrontation zweier
gesellschaftlicher und politischer Systeme vergleichen, die nach dem Zweiten
Weltkrieg begann.
Trotz der offensichtlichen
globalen Expansion der Nato mit den USA an der Spitze hat noch nicht jedermann
begriffen, dass der Vierte Weltkrieg bereits heute eine Tatsache ist. Die
ehemaligen Verbündeten der UdSSR sind inzwischen auf westliche Hilfe
angewiesen; Russland hat sich in die Falle des Tschetschenienkrieges locken
lassen. Die russischen Generäle haben erst vor kurzem angefangen zu
verstehen, dass dieser lokale Konflikt nach einem geheimen Drehbuch verlief.
Seriöse Veröffentlichungen von Militärfachleuten sowie
patriotischen Intellektuellen, Erklärungen oppositioneller Parteien und
Blöcke, die spontane Herauskristallisierung eines weltweiten weissen
Widerstandsbewegung – all dies fand bei den meisten Politikern und Beobachtern
keine Beachtung.
Der Übergang vom Kalten
Krieg in eine neue, heisse Phase begann nach der unerhörten Provokation
vom 11. September 2001, die in Wirklichkeit die Funktion eines aufputschenden
Massenspektakels erfüllte. Die Eingeweihten verstehen, dass der sogenannte
„Terroranschlag“, der zur Zerstörung der Zwillingstürme des
Welthandelszentrums in New York führte, nichts weiter als eine
sorgfältig geplante Diversion war. Nur die Geheimdienste der USA und
Israels, die auf dem Gebiet der internationalen Provokationen bereits auf eine
lange und gedeihliche Zusammenarbeit zurückblicken können, waren
imstande, eine dermassen komplexe und zerstörerische Operation zu
organisieren. Bin Laden, die Taliban und andere islamische Extremisten waren
nichts weiter als ein Rauchvorhang zur Tarnung der wirklichen Geschehnisse. Der
Zweck der Provokation bestand ganz offenkundig darin, der NATO freie Hand
für eine totale Aggressionspolitik auf weltweiter Ebene zu verschaffen,
welche die fortgesetzte Existenz dieser Organisation rechtfertigt, ihre Rivalen
schwächt, grosse finanzielle Investitionen in eine Modernisierung des
Waffenarsenals fördert und die stagniernde westliche Wirtschaft mitsamt
ihrer aufgebauschten (virtuellen) Leitwährung – dem Dollar – stützt.
Der hauptsächliche
Unterschied zwischen dem Vierten Weltkrieg und dem Kalten Krieg besteht darin,
dass ersterer nicht von Staaten und Nationen, sondern von internationalen oder
transnationalen Strukturen geführt wird und dass immer modernere
Technologien dabei eine Schlüsselrolle spielen. So dringt beispielsweise
die Firma Microsoft, die den amerikanischen Firmen immer neue Märkte
erobert, nicht mit Panzern und Flugzeugen über unsere Grenzen vor, sondern
über kybernetische Informationskanäle sowie – mit Dollar und Euro –
über die Finanzkanäle des internationalen Bankensystems.
Die Besonderheiten dieser
modernen Formen der Aggression werden begreiflicher, wenn man die Welt nicht
mehr als unteilbares Ganzes betrachtet, sondern als vieldimensionale Gesamtheit
verschiedener Räume: Biosphäre (Natur und Rasse), Geographie (die
Weite), Geschichte (die Tiefe des Gedächtnisses), Religion (die
höhere Ebene sowie das Wertesystem), Wissenschaft und Technik,
Kommunikation, kybernetischer Raum (die virtuelle Welt) sowie Finanzsphäre
bilden in ihrer Gesamheit eine komplexe, widersprüchliche und in steter
Entwicklung begriffene Wirklichkeit, die wir kurz als „die Welt“ bezeichnen.
Berücksichtigt man, dass es
mehrere historische Subjekte gibt, die in einem bestimmten Raum Anspruch auf
eine führende Rolle erheben, so begreift man, dass sich die Aggression mit
modernsten Waffen gleichzeitig in verschiedenen Sphären abspielt. Offene
und geheime Konfrontation, der Kampf zwischen Geheimdiensten, das gegenseitige
Ausspionieren und Zerstören mit den verschiedenartigsten Mitteln bilden
zusammen den „Vierten Weltkrieg“.
Letzten Endes wird jener siegen,
der das Geschehen in all seinen Formen und Einzelheiten besser überblickt,
über ein breiter gefächertes Arsenal an Waffen verfügt und
weiss, mit welchen Mitteln der Sieg am wirksamsten zu erringen ist. Kenntnisse,
die auf eine einzige Sphäre beschränkt sind (z.B. die religiöse
oder die geographische), oder der Besitz nur eines einzigen Waffentyps (und sei
es die Atombombe) gewährleisten im modernen Krieg noch lange keinen Sieg.
Ausserdem versteht es der Westen
schon seit langem, die alten Waffen seiner Gegner gegen diese selbst zu
verwenden. Künstlich entfachte religiöse Zwistigkeiten innerhalb
einer ethnischen Gemeinschaft bewirken die Spaltung von Nationen; das von
aussen aufgezwungene Vielparteiensystem führt zu einer unwirksamen
Verwendung der Menschenressourcen, zum Kampf zwischen verschiedenen Sippen, zum
Zerfall von Staaten in wirtschaftliche Einflusssphären; nationale
Konflikte in Staaten mit heterogener Bevölkerungsstruktur lösen
Bürger- und Religionskriege aus. Indem die hinter den Kulissen wirkenden
Drahtzieher des Weltgeschehens an „heissen Punkten“ des Planeten ganz
zielstrebig bestimmte Kräfte unterstützen, gestalten sie die
innenpolitische Entwicklung der betreffenden Staaten in ihrem eigenen
Interesse. Ein besonders anschauliches Beispiel aus jüngster Vergangenheit
war die Unterstützung der muslimischen Albaner in Südjugoslawien
seitens der Nato.
Um die Aufmerksamkeit der
Weltöffentlichkeit von seinen geheimen Operationen abzulenken und seine
wahren Ziele zu verbergen, tut der Gegner alles, um seine aggressive
Tätigkeit zu bemänteln.Dabei bedient er sich regelmässig der
Taktik, einen Popanz aufzubauen (bei dem es sich um eine Einzelperson, eine
Terrororganisation oder einen ganzen Staat handeln kann). Die Rolle eines
solchen Popanzes spielte in der Vergangenheit unfreiwillig Hitler. Nachdem der
deutsche „Nazismus“ mit seinem „schrecklichen Holocaust“ sowie der sowjetische
Kommunismus mit seinem Gulag als Gegner weggefallen waren, brauchte es einen
neuen Weltfeind, den man in Gestalt des „islamischen Terrorismus“ fand.
Wer aber sind die Drahtzieher
hinter den Kulissen? Wer inzensiert solche Ablenkungsmanöver wie den
„Kampf gegen den Terrorismus“? Gibt es überhaupt eine einzelne Macht, die
fähig ist, die ganze Welt zu kontrollieren?
Meines Erachtens gibt es keine
solche Macht. Es gibt lediglich eine Gesamtheit der herrschenden Eliten, die
Anspruch auf die Weltherrschaft erheben und ihre Kräfte vereinen. Ihre
politischen Organe sind internationale Organisationen wie die Trilaterale
Kommission, die Bilderberger, der NATO-Rat, aber auch gewisse Kirchen, Orden,
Familien oder Finanzclans.
Der in Russland häufig
verwendete Begriff „Zhydomasony“ (Juden-Freimaurer) spiegelt ein stark
vereinfachtes Bild jenes komplexen und widersprüchlichen
Kräftemessens wider, das hinter den Kulissen vor sich geht. Juden und
Freimaurer sind nicht dasselbe. Ausserdem nehmen auch andere Kräfte an
diesem Spiel teil, beispielsweise die Japaner, die sich gewiss nicht in dieses
einfache Schema pressen lassen. Und wie steht es mit unseren slawischen
Brüdern, mit den Ukrainern, Polen,
Tschechen usw.?
So wird hüben und
drüben mit Verallgemeinerungen hausiert – mit den „Juden-Freimaurern“
einerseits, den „Terroristen“ andererseits -, obwohl sich das komplexe
Geschehen des Vierten Weltkriegs nicht auf solche Schablonen reduzieren
lässt.
Naturwissenschaft und Technik
sind gemeinhin nicht Gegenstand ideologischer oder religiöser
Streitigkeiten. Freilich gab und gibt es auch hier Ausnahmen: Die Genetik wurde
als „bürgerliche Propaganda“ verteufelt, die Kybernetik als „jüdische
Erfindung“ gebrandmarkt, der Sputnik als „Waffe des Kommunismus“ angeprangert
und das Internet als „Netz des Antichristen“ gegeisselt. All dies hält
freilich einer ernsthaften Kritik nicht stand. Exakte Wissenschaft und Technik
sind nichts weiter als Werkzeuge in der Hand des freien Menschen und
können in den Dienst jeder beliebigen Ideologie gestellt werden. Man
braucht vor der Technik keine Angst zu haben, sondern soll sie sich zunutze
machen. Tun wir dies nicht, so müssen wir den neuen Krieg mit alten Waffen
führen, die uns keine Aussicht auf den Sieg verheissen. Fechten wir mit
Kosakensäbeln und Hellebarden, so werden wir uns zwar möglicherweise
schon bald im Paradies wiederfinden, nicht aber auf der Siegerseite im irdischen
Kampf.
Spielten sich die Kriege der
verflossenen Jahrhunderte auf dem Erdboden ab, teilweise auf dem Meer und im
20. Jahrhundert auch in der Luft, so wird die Sphäre, in der die Kriege
der Zukunft geschlagen werden, in erster Linie jene des Geistes sein. Die
Gesamtheit der modernen Technik – Fernsehen, Rundfunk, Tranportmittel, Waffen –
all dies hängt vom Willen des Menschen, von seiner Vernunft, in
erheblichem Ausmass auch von seiner Genetik und seiner Gesundheit ab. Dies war
der Grund dafür, dass westliche Geheimdienste unter dem Deckmantel der
„Perestroika“ soviel Mühe darauf verwendet haben, unsere besten
Fachkräfte abzuwerben. Zwar gelang es ihnen nicht, diese alle in ihren
Sold zu nehmen, aber viele, allzu viele, haben sich in der Tat verkauft. Der
Schaden, der unserem Land dadurch erwuchs, wird noch auf lange Zeit auf den
verschiedensten Gebieten der Wissenschaft und der Industrie nachwirken.
Aus all diesen Gründen muss
im Zentrum unserer Überlegungen zum Thema des Vierten Weltkriegs die
Persönlichkeit stehen, ein qualitativ neuer Mensch: Der Held, der
Schöpfer, der Befreier. Wir müssen der Entartung, der Manipulation,
der Korruption, der Trunksucht und der Unsittlichkeit eine Weisse Garde der
Krieger des 21. Jahrhunderts gegenüberstellen. Diese müssen nicht nur
genetisch gesund, stark und gebildet sein. Ihre Aufgabe ist es, eine
geschlossene Herrenkaste zu bilden, deren Angehörige in die Geheimnisse
des Sakralwissens eingeweiht und der Sache ihrer Väter treu ergeben sind.
Sie müssen fähig sein, Russland zu lenken. Sie müssen es
verstehen, Fallen, ideologische Sackgassen und politische Provokationen zu
vermeiden, um den Herausforderungen der Gegenwart angemessen begegnen zu
können.
Dieser schweren und
vielschichtigen Aufgabe sind gegenwärtig lediglich die Armee sowie die
Geheimdienste gewachsen. Die sogenannte „Mittelklasse“, die „neuen Russen“ (bei
denen es sich grossenteils um Migranten aus dem Süden handelt), ist wenig
mehr als eine Anhäufung von Spiessbürgern in den Grossstädten,
deren Wachstum Hand in Hand mit der Entartung der Nation und einer Verminderung
der althergebrachten russischen Bevölkerung geht. Die erforderliche,
qualitativ hochstehende Bevölkerung wird nur im modernen Krieg geboren.
Die supermoderne Technik gehört in die Hände der Entdecker und
Eroberer! Streben nach Führertum und Herrschaft in neuen
Lebensräumen, Kampf bis zum Sieg – dies sind Losungen, die unsere Jugend,
unsere neuen Generationen, hinzureissen vermögen, deren Aufgabe es ist,
die Würde des russischen Menschen wiederherzustellen und ihm seine Macht,
seinen Ruhm wiederzugeben.
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